Effektive Unterstützung bei Angststörungen: Die Vorteile der systemischen Therapie

Angst ist eine sinnvolle Reaktion

Angststörung, Landschaft mit Weg durch Felder mit Sonnenuntergang

Das Phänomen Angst als Realangst ist eine sinnvolle Reaktion und tritt bei tatsächlicher Gefahr oder Bedrohung auf und setzt unseren Körper in Alarmbereitschaft für Kampf oder Flucht. Es handelt sich um eine Schutzreaktion aus der Urzeit, die unser Überleben sichert.

Typische körperliche Reaktionen durch Erregung des Sympathikus (Bereich des Nervensystems, der aktiviert) sind:

  • Schweißausbrüche
  • Herzklopfen
  • schneller, flacher Atem oder Mundtrockenheit
  • auch der Muskeltonus ist erhöht.  

Was ist pathologische Angst bzw. eine Angststörung?

Pathologische Angst (Angststörung) unterscheidet sich von der Realangst nicht in der Qualität, d.h. die Symptome sind gleich, tritt jedoch in Situationen auf, die keine Gefahr oder Bedrohung darstellen. Den Betroffenen ist der irrationale oder übersteigerte Charakter ihrer Ängste durchaus bewusst. Angststörungen gehören zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen (Lebenszeitprävalenz 10-15%). Die Häufigkeit in Deutschland wird mit cirka 12 Millionen angegeben, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.

Eine Angststörung kann zu einem erheblichen Leidensdruck in unterschiedlichen Lebensbereichen, gerade durch Vermeidung von angstmachenden Situationen, führen. Diese können mit starken Einschränkungen von Alltagsaktivitäten, in der beruflichen Leistungsfähigkeit, Belastungen in der Partnerschaft und mit sozialem

Rückzug einhergehen.

Wann solltest du Hilfe und Unterstützung suchen?

  • wenn Ängste häufig auftreten oder lange andauern
  • sie dir als unangemessen vorkommen
  • ein großer Leidensdruck besteht, der deinen Alltag einschränkt
  • du Situationen vermeidest, die ungefährlich sind
  • dein Alltag eingeschränkt ist, z.B. Angst das Haus zu verlassen, einkaufen zu gehen etc.
  • dich die Angst so im Griff hat, dass du sie nicht mehr kontrollieren kannst (Kontrollverlust)

Welche  unterschiedlichen Angststörungen gibt es?

Symbol für  Phobien, schwarz-weiß Fotografie weißes gewebtes Spinnennetz  vor schwarzem Hintergrund mit Morgentau, keine Spinne zu sehen.

Generell unterschieden werden primäre und sekundäre Angststörungen.

Primäre Angsterkrankungen sind nicht durch eine körperliche oder psychische Grunderkrankung zu erklären. Ängste können als Begleiterscheinung bei vielen psychische Erkrankungen auftreten, z.B. häufig bei Depressionen oder Schizophrenie.

 

Organische Angststörungen treten als Folge einer körperlichen Erkrankung oder Substanzmissbrauch auf. Hier können Angstsymptome u.a. aufgrund von endokrinen Störungen (z.B. Erkrankung der Schilddrüse), Herzerkrankungen (koronale Herzerkrankungen), Stoffwechselstörungen (z. B. Diabetes) oder Wirkung von Medikamenten (z.B. Schilddrüsenhormone, Beruhigungsmittel, Kortison) oder Konsum von anderen sog. psychotropen Substanzen (Alkohol, Drogen) auftreten. Daher ist es wichtig bei der Diagnose bzw. vor einer Psychotherapie einer Angststörung diese Ursachen differentialdiagnostisch abzuklären. Eine gründliche ärztliche Untersuchung ist wichtig, um eine organische Ursache auszuschließen.  

Welche Formen von Angststörungen gibt es?

  • Spezifische Phobie:
    übermäßige Angst vor spezifischen Situationen oder Objekten, z.B. vor Spinnen (Arachnophobie), Höhenangst (Akrophobie), Flugangst (Aviophobie) oder Angst vor engen Räumen (Klaustrophobie).
  •  Agoraphobie:
    Angst vor Situationen oder Orten in denen man alleine, ohne Hilfe ist oder eine Flucht an einen sicheren Ort schwer möglich ist. Typische Situation können hier Angst im Kaufhaus, Menschenmengen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln sein. Typischerweise meiden Menschen mit Agoraphobie öffentliche Plätze, Menschenmengen oder das Verlassen ihres Zuhauses.
  • Generalisierte Angststörung (GAS):
    anhaltende, frei flottierende Ängste und übermäßige Sorge in verschiedenen Lebensbereichen. Die Sorgen können sich auf alltägliche Dinge, wie Gesundheit, Arbeit oder Familie beziehen. Typischer Inhalt der Sorgen sind Unheil, Katastrophen oder Krankheit der eignen Person oder Angehöriger.
  • Panikstörung:
    Menschen mit Panikstörung leiden unter spontan auftretenden, wiederkehrenden ausgeprägten Angstanfällen, die von intensiven körperlichen Symptomen, wie Herzrasen, Atemnot, Schwitzen, Schwindel etc. begleitet werden. Die Symptome können mit der Angst vor Ohnmacht oder zu Sterben einhergehen und führen gehäuft zum Aufsuchen der Notaufnahme.
  •  Soziale Phobie:
    bezeichnet die unangemessene Angst vor sozialen Situationen wie Party, Essen in der Öffentlichkeit, Prüfung oder einen Vortrag halten. Dazu gehört die Angst, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, sich peinlich oder erniedrigend zu verhalten.

Therapie bei Angststörungen

Agoraphobie schwarz-weiß Fotografie, viele geschäftige Menschen, (Menschenmenge) die auf einer Straße mit weißen Streifen laufen, kann ein Bahnhof oder eine U-Bahnstation sein.

Die Behandlung von Angststörungen erfolgt in der Regel mit Psychotherapie oder einer Kombination aus Psychotherapie und medikamentöser Therapie. Psychotherapie kann helfen, die zugrunde liegenden Ursachen und Auslöser der Angst zu identifizieren und zu bewältigen.

Formen der Psychotherapie zur Behandlung von Angststörungen sind u.a. die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologische Therapie und die systemische Therapie

Behandlungsphilosophie  von Angststörungen in meiner Beratungspraxis

In meiner psychologische Beratungspraxis in Mainz arbeite ich in der Therapie von Angststörungen auch mit systemischen Methoden. Die systemische Therapie ist ein psychotherapeutischer Ansatz, der sich auf die Interaktionen und Beziehungen zwischen Menschen konzentriert. Bei Angststörungen kann die systemische Therapie dabei helfen, die zugrunde liegenden Muster und Dynamiken zu erkennen und zu verändern, die zur Aufrechterhaltung der Ängste beitragen können.

Ein zentraler Aspekt der systemischen Therapie ist die Betrachtung des individuellen Problems im Kontext des sozialen Umfelds. Das heißt wir betrachten die Angst nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit den Beziehungen und dem sozialen Umfeld. Angststörungen können von familiären oder sozialen Einflüssen geprägt sein, die Angstsymptome unbewusst verstärken oder aufrechterhalten. In der systemischen Therapie ermutige ich meinen Klienten daher, die Beziehungen zu ihren Verwandten, Partnern oder anderen wichtigen Personen zu erforschen.

Systemischer Gedanke, Foto mit sechs menschlichen Armen, die sich überkreuzen, die Hände liegen jeweils auf dem Arm am Handgelenk des nächsten und verbinden die Menschen miteinander. Das Bild ist symbolisch für Verbundenheit.

Wie wirkt Systemische Therapie bei Angststörungen

Die Angst kann unbewusst die Lösung für ein Problem im System sein, allerdings häufig zu einem sehr hohen Preis. Dies zu erkennen und auch zu würdigen, kann ein erster Schritt sein. Hier können auch frühere Ereignisse oder Konflikte, die zur Entstehung der Angst beigetragen haben könnten, untersucht werden. Ziel ist es die Beziehungs- und Kommunikationsmuster zu erkennen, die zur Aufrechterhaltung der Angst beitragen und diese Muster zu verändern. Eine Veränderung in einem Teil des Systems hat meisten auch Auswirkungen auf das gesamte System. 

Ein weiteres Merkmal der systemischen Therapie ist die Fokussierung auf die Ressourcen und Stärken des Klienten oder der Klientin. Die Therapie richtet sich gezielt danach, die individuellen Fähigkeiten und Ressourcen zu erkennen und zu stärken, um mit der Angst besser umgehen zu können. Dabei kann es auch darum gehen, alternative Perspektiven oder Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, um Ängsten entgegenzuwirken. Auch ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Stärkung des individuellen Selbstwertgefühls.

Individuelle Konzepte für meine Klienten finden

Es ist mir noch wichtig anzumerken, dass jeder Mensch unterschiedlich ist und verschiedene Therapieansätze unterschiedlich wirksam sein können. Daher versuche ich den individuellen Bedürfnissen meiner Klienten gerecht zu werden und die am besten geeignete Therapiemethode für den Umgang mit der Angststörung zu wählen. Auch kann es sinnvoll sein, die systemische Therapie mit anderen therapeutischen Ansätzen, wie beispielsweise der kognitiven Verhaltenstherapie zu kombinieren. Welche Methoden auch gewählt werden, es ist immer ein Prozess, der auch Zeit, Geduld und Engagement erfordert. Durch die Arbeit an den Beziehungen und Mustern im sozialen Umfeld kann jedoch langfristig eine positive Veränderung und ein effektiver Umgang mit den belastenden Ängsten erreicht werden.

Foto von einer Frau als Silhouette im Sonnenlicht mit langen dunklen Haaren mit Rock in einer Landschaft mit Baum, ganz entfernt ist ein Berg zu sehen, sie hebt beschwingt ihre Arme.

Zusammenfassung

Angststörungen sind häufige psychische Erkrankungen, die zu erheblichen Einschränkungen im Leben der Betroffenen führen können. Zusammenfassend kann ich sagen, dass die systemischen Ansätze als ganzheitliche Herangehensweise, die Betroffenen dabei unterstützt ihre Ängste zu regulieren und helfen können wieder ein erfüllteres, leichteres Leben zu führen.

Zu meiner Person

Claudia Raus Psychologische Beratungspraxis

Mein Name ist Claudia Raus und ich führe eine Psychologische Beratungspraxis in Mainz. Als Heilpraktikerin, eingeschränkt auf das Gebiert der Psychotherapie, biete ich Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz an. Schwerpunktthemen sind die Bereiche Lebenskrisen, depressive Symptome und Ängste.

Ich arbeite mit Methoden der Systemische Therapie, Elementen aus der Tiefenpsychologie und Verhaltenstherapie. In meiner Praxis biete ich auch Kurse für Achtsamkeit an.

Als Dozentin bin ich an der Paracelsus Heilpraktikerschule Mainz für die Bereiche Klinische Psychologie und Tiefenpsychologie tätig.

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Kommentare: 2
  • #1

    Konti Kudelski (Sonntag, 06 August 2023 14:55)

    Ich bin 73Jahre alt Habe ich seit 3 Monate Ängste Ich mache Fitnes Yoga Pilatus und Wandern ich bis 5 km Wo kommen diese Ängste???

  • #2

    Claudia Raus (Sonntag, 06 August 2023 18:11)

    Hallo Herr Kudelski,
    Vielen Dank für Ihren Kommentar. Woher Ihre Ängste kommen lässt sich pauschal nicht beantworten, es gibt sehr viele verschiedene Ursachen. Der erste Schritt wäre eine Abklärung körperlicher Ursachen (wie z.B. Schilddrüse oder Medikamente etc.) beim Hausarzt. Falls dort nichts gefunden können Sie sich an einen Psychotherapeuten oder an meine Praxis wenden.